Feuerfest

Just the private blog of a Linux sysadmin

Abopreise

Ein älterer Artikel aus 2023 den ich ursprünglich auf meine Homepage stellen wollte, nun aber hier veröffentliche.

Im Rahmen der Spotify-Preiserhöhungen las ich einen Artikel eines Analysten, in dem es hieß, dass 2024 das Jahr der Abo-Preiserhöhungen werden wird. Es wird aber auch das Jahr des Schrumpfens für die meisten Anbieter sein. Kurz gesagt: "Wer den Preis nicht nachvollziehbar erhöht, verliert."
U.a. wegen der allgemeinen Inflation, aber auch, weil viele Abos seit den Pandemiejahren einfach noch mitlaufen und zu wenig kosten, sodass sich die Kunden nicht aktiv mit einer Kündigung auseinandersetzen.

Und dann schickt mir Google eine E-Mail. Mein Abo für eine Datingseite steigt von 60€ jährlich auf 85€ jährlich. Das Abo läuft über den Play Store per Google Pay.
Eine saftige Preiserhöhung von 42%. Wow.

Für mich würde das ab dem 1. März 2024 gelten, da stünde eine Erneuerung an.

Neue Features oder Funktionen? Nein.
Eine vorherige Nachricht/Mail/Blogpost mit schlüssiger Argumentation für den Preisanstieg? Nein.
Wenigstens eine Vorankündigung ohne Begründung? Nein.
Ist das Abo essenziell für mich? *lach* Nein.
Ist es mir das also wert? Nein.

Ich habe...  hatte das Abo noch aus Coronazeiten, da sonstiges Dating damals ja ausfiel.
Habe ich meinen Account also gelöscht, da man ohne Abo niemanden anschreiben kann? Ja.

Der Analyst hat das also schon ganz gut analysiert.
Ob er das Löschen von Accounts aber auch in das Schrumpfen der Benutzerbasis miteinbezogen hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

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Ich habe meine "Mental Health First Aid (MHFA) - Ersthelfer" Zertifizierung!

Und jetzt werden vermutlich sehr viele Leuten die Kopf leicht zur Seite legen, anfangen nachzudenken und sich fragen: "Was für eine Zertifizierung hast du!?" Nicht schlimm, denn genau so habe ich auch dreingeschaut, als ich zum ersten Mal vom MHFA-Programm gehört habe.

MHFA steht für Mental Health First Aid. Es geht also darum psychische erste Hilfe leisten zu können. Erste Hilfe wie bei der Ersten Hilfe bei Unfällen. Man lernt anhand der ROGER-Methode (dazu später mehr) Menschen beizustehen und wie man sie unterstützen bzw. ermutigen kann sich professionelle Hilfe zu suchen.

Zu diesem Zweck lernt man etwas über Depression, Angststörungen, Psychosen, Substanzmissbrauch, problematischem Glücksspiel, Essstörungen und suizidalem Verhalten/Gedanken. Einerseits lernt man, was sich genau hinter diesen Begriffen versteckt  (Abbau von Mythen & Vorurteilen ist auch eines der Ziele), aber andererseits auch darüber wie man Personen die daran erkankt sind begegnet. Insbesondere auch wie man ihnen in Krisensituationen begegnet, z.B. einer Person die gerade eine Psychose erlebt. Und wie man ihnen in solchen Situationen helfen kann.

Und ja, manchmal heißt Helfen auch einfach nur es nicht schlimmer zu machen bis professionelle Hilfe eingetroffen ist. Ganz wie bei der körperlichen ersten Hilfe auch.

Wichtige Abgrenzung: Wir leisten ausschließlich Erste Hilfe, keine Diagnostik oder Therapie

Es ist aber ganz wichtig zu sagen: Es geht um erste Hilfe. Es geht NICHT um eine Diagnose oder Therapie. Dazu ist man nach dem Besuch des Kurses nicht befähigt. Wer dies leisten will muss sich schon einer jahrelangen Ausbildung und/oder einem Studium stellen.

Wer den Kurs also machen will um als "Internetpsychiater" jedem ungefragt eine Ferndiagnose vor die Füße zu werfen... Der hat das Prinzip des Kurses nicht verstanden und sollte ihn am besten gar nicht erst besuchen.

Kurzer Rant: Gott wie ich die Schnauze voll habe von Möchtegern Psychiater Typen alá "Ich kann das aber so ferndiagnostizieren das du X/Y hast bzw. Z bist. Den ich habe neben dem IT-Studium 2-3 Semester Psychologie mitstudiert!" - EINEN SCHEISS HAST DU! Du hast ja offensichtlich nicht einmal die absoluten Grundlagen verstanden nach denen eine Anamnese & Diagnose erstellt wird. Geschweige denn dein Handeln ethisch/moralisch bedacht... Vollidiot.

Aber hey, immerhin tust du mir den Gefallen das ich dich gleich sehr komfortabel, mit 100% gutem Gewissen in eine meiner Schubladen einsortieren kann. Auch wenn es leider keine sehr hübsche Schublade ist. Aber dafür ist es DEINE Schublade. Ist doch auch etwas. 😆

Und ja, meiner Erfahrung nach, sind es zu 99,9% Männer und zu über 90% IT'ler. 5% arbeiten im Vertrieb/Marketing. Diese Zahlen sind aber bestimmt stark durch meinen Job und Geschlecht beeinflusst.

Erste Hilfe ist freiwillig

Einen Aspekt der der Dozentin immer sehr wichtig war zu betonen ist: Ob und wie man Hilfe leistet ist freiwillig. Genau wie bei körperlicher erster Hilfe.

Daher gab unsere Dozentin folgende Ratschläge/Hinweise mit auf den Weg:

  • Helfe nur, wenn du selbst die Kapazitäten dafür hast (Zeit, Kraft, etc.)
  • Helfe nur, wenn du der Person auch helfen willst (es gibt keine Verpflichtung)
  • Wenn du helfen willst, finde den richtigen Ort und Zeit, etc.

Unsere Instruktorin hat immer den Spruch gebracht: "Ein Arzt operiert auch nicht auf seinem Küchentisch." Und ich finde das trifft es sehr gut.

Ich möchte persönlich noch ergänzen:

  • Akzeptiere das du nicht jeder Person helfen kannst, da gerade bei psychischen Erkrankungen häufig eine bereits existierende Vertrauensbasis Dinge sehr erleichert. Selbst dann ist es aber keine Garantie.

Dies ist, für mich, insofern relevant zu erwähnen da das MHFA-Programm eher auf Menschen im direkten Umfeld (Familie, Arbeitskollegen, Freunde, Bekannte) abzielt. Da häufig nur hier überhaupt die Chance besteht, das einem psychische Erkankungen/Probleme/Veränderungen auffallen. Von Ausnahmesituationen vielleicht einmal abgesehen.

Zudem sind gerade psychische Probleme sehr häufig noch mit jeder Menge Vorurteile verbunden. Und somit leider auch häufig mit sehr viel Scham bei der betroffenen Person. Deswegen kann es schwierig sein den entsprechenden Zugang zu bekommen um dieser Person Stupser in die richtige Richtung geben zu können. Selbst wenn es sich um gute Freunde o.ä. handelt. Das ist hart, tut sehr weh. Aber, meiner Erfahrung nach, leider die Realität.

Wie ich auf das MHFA-Programm aufmerksam wurde

Die Story wie es dazu kam, ist für mich wieder so ein Paradebeispiel wie toll das Internet ist. Irgendwo erwähnt eine Person das sie die MHFA Zertifizierung besitzt. Ich dachte an eine IT-Zertifizierung, bin neugierig da mir dies nichts sagt und fange an zu suchen.

Sekunden später bin ich hellauf begeistert. Fasziniert das es so ein Programm gibt. Das es sich zudem auch noch an Laien richtet. Und auf einer Ebene ansetzt an die ich vorher nicht einmal gedacht habe. Mein ADHS ist begeistert und nur gut 30min später habe ich mich zum Onlinekurs angemeldet (6x 2 Stunden) und die 249€ Kursgebühr bezahlt.

Zuerst war ich durchaus skeptisch. Es gibt genug fragwürdige, selbsternannte Coaches, Lebenshelfer und allerlei anderes Geschmeiß da draußen im weiten Internet. Personen die bewusst andere Menschen ansprechen die, vorsichtig formuliert, gerade nicht die beste Zeit im Leben haben und/oder nicht auf der höhe ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten sind. Gerade die Esoterik-Bubble ist da leider sehr gut drin.

Allerdings wird das MHFA-Programm in Deutschland vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim betreut. Das Zi (wie es auch abgekürzt wird) fungiert hierbei auch als Herausgeber der offiziellen MHFA-Schulungsunterlagen (Handbuch + Arbeitsbuch). Das Zi kannte ich namentlich aus meinen Tagesklinikaufenthalten, da ein paar Mitpatienten das Zi entweder bereits besucht hatten oder planten dort bald in Behandlung zu sein. Daher wusste ich dass das Zi einerseits für so ziemlich jede psychische Erkrankung eine eigene Abteilung hat, aber auch das dort Behandlung/Therapie und Forschung unter einem Dach vereint sind. Eine geniale Kombination. Und der Träger ist das Land Baden-Württemberg. Nicht irgendeine ominöse Stiftung o.ä. irgendeines Menschen mit fragwürdiger Moral.

Das hat mich dann überzeugt, das es hier mir rechten Dingen zugeht und Kenntnisse, basierend auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft vermittelt bekommt. Kenntnisse die frei von moralischer oder ideologischer Einflussnahme sind.

Wie ist es denn nun? Wie lief das ab?

Nachdem ich den Onlinekurs gebucht hatte, bekam ich eine Mail der Dozentin mit allen Infos. Dann traf man sich jede Woche am gleichen Wochentag um 18:30 Uhr in einen ZOOM-Meetingraum für 2 Stunden (1-2x wurde auch um 30min überzogen). Die Schulungsunterlagen wurden vor dem zweiten Termin per Post zugeschickt.

In den Onlinekursen gibt es eine Präsentation zum jeweiligen Thema und etwas über die Hintergründe (Stand der Forschung, etc.). Hauptsächlich geht es darum, wie man das ROGER-Prinzip (die 5. Schritte an denen man sich orientieren kann/soll) bei einer betroffenen Person anwendet. Wir haben in 5 von 6 Kursen dann auch immer temporäre Kleingruppen aus 3-4 Personen gebildet, wo eine Person die Rolle des/der betroffenen Person eingenommen hat und die anderen dann das ROGER-Prinzip angewandt haben. Diese Situationen und Lösungsvorschläge finden sich auch im Arbeitsbuch.

Das ROGER-Prinzip steht hierbei für:

  1. Reagieren: begegnen, bewerten, beistehen
  2. Offen und unvoreingenommen zuhören und kommunizieren
  3. Gib Unterstützung und Information
  4. Ermutige zu professioneller Hilfe
  5. Reaktiviere Ressourcen

Mehr will ich hierbei aber nicht drauf eingehen. Wenn es dich interessiert: Du findest die Präsenz- und Onlinekurse auf: https://www.mhfa-ersthelfer.de/de/

Was kannst du sonst noch sagen?

Das Schulungsmaterial ist für Laien sehr verständlich geschrieben und alle Statistiken und Studien auf die man sich bezogen hat waren meist nach 2020 publiziert (sofern in diesem Zeitraum belastbare Studien veröffentlich wurden). Sprich es ist sehr aktuell.

Es gibt auch ein Zusatzkapitel über die erste Hilfe bei LGBTIQ+ Personen und geht auf deren häufige Probleme, etc. ein. Also insgesamt alles sehr offen, aktuell und unvoreingenommen.

Es gibt zudem einen extra MHFA-Youth Kurs, der sich auf Hilfe für Kinder & Jugendliche bezieht.

Auch soll es wohl bald einen MHFA-Auffrischungskurs geben für Personen deren Kurs schon länger zurückliegt.

Wenn du noch Fragen an mich hast: Ab in die Kommentare damit!

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Die digital souveräne Cloud wird ein Mythos bleiben

Dieser Text war ursprünglich ein spontan geschriebener Beitrag auf meinem LinkedIn-Profil. Zudem wurde er in einem emotional sehr engagierten (lies: aufgeregten) Zustand verfasst. Für das Blog habe ich ihn etwas überarbeitet und vor allem die zahlreichen Tippfehler beseitigt.

Die digitale Souveränität ist derzeit in aller Munde. Als Nerd muss ich da schon etwas hochnäsig fragen: "Ach, endlich mal? Wieso nicht schon vor 20 Jahren? Spätestens 9/11 bzw. die daraus resultierenden Gesetze, spätestens aber die Snowden-Enthüllungen hätten ein Weckruf sein müssen."
Na ja, immerhin hat uns die Kanzlerin der Herzen dafür einen memwürdigen Spruch geschenkt. #Neuland

Aber zurück zum Thema. In letzter Zeit habe ich viel gehört. Viel Business-BlaBla und, pardon, viel Schwachsinn.

Entzückt war ich, als ein Kollege von einer Microsoft-Veranstaltung berichtete. Microsoft hat angekündigt, sein Geschäft in Europa nun separat zu führen. Wohl auch mit extra Firmen, die in Europa registriert sind, etc. Das Motto lautet: "Falls es hart auf hart kommt, könnten wir das Europageschäft komplett vom US-Mutterkonzern abspalten."

Klingt toll. Ich habe es aber nicht so richtig geglaubt. So etwas macht ein Tech-Gigant nicht einfach so. Und selbst wenn es rechtlich machbar wäre. Wer betreibt es dann? Aktuell fällt die IT-Branche ja durch Massenentlassungen auf. Es ist schwer vorstellbar, dass Microsoft dann mehrere hundert Leute in Deutschland anstellt, um die Sovereign Cloud und alles Rechtliche drumherum zu managen. Einfach nur, um für den Fall der Fälle die nötige Manpower zu haben. Denn Firmen im jeweiligen Land zu registrieren ist das eine, aber das nötige Know-how vor Ort zu haben, um die Sovereign Cloud dann auch betreiben zu können, das andere.

Microsoft war derweil mit seiner Microsoft Sovereign Cloud am Markt unterwegs und hat erzählt, wie toll alles ist. Ich hingegen habe nur ein handelsübliches Azure gesehen. Dafür jetzt mit blauem Schleifchen dran. 🥰

Und irgendwie gehen alle auf einmal davon aus: "Wenn wir unsere Daten da reintun, dann kommt der böse, fiese Trump nicht dran! Haha!"

Nein, sorry, das gehört eigentlich zusammen. Ja. In der Praxis sind Betrieb und Datenzugriff aber jeweils separat auf Souveränität zu überprüfen. Gerade bei Cloudanbietern.

Dass dem nicht so ist, hat Microsoft höchstpersönlich in Form von Anton Carniaux vor dem französischen Parlament bestätigt.

Auf die Frage, ob er bzw. Microsoft garantieren könne, dass die von Microsoft gehosteten Daten französischer Bürger niemals ohne die Zustimmung der französischen Behörden an ausländische Behörden weitergegeben würden, antwortete er: "Nein, das kann ich nicht garantieren."
Quelle: https://www.senat.fr/rap/r24-830-1/r24-830-11.pdf, Seite 23.

Aber ist es nicht genau das, was alle mit Souveränität erreichen wollen? Unabhängigkeit und Schutz des eigenen Technologiestacks und der Daten vor fremder – und politischer – Einflussnahme?

Was nützt mir also eine Microsoft Sovereign Cloud, wenn dort die exakt gleichen rechtlichen Bedingungen gelten wie bei der "Non-Sovereign Cloud"?

Verstehe ich da etwas nicht? Oder sehe ich das zu engstirnig/idealistisch?

Ich freue mich über Austausch.

Und bitte nicht vergessen: Selbst wenn Microsoft eine vollständig von den USA abgekoppelte "Sovereign EU Cloud" betreibt. Wo alle nötigen Systeme in der EU stehen. Und alle nötigen Mitarbeiter in der EU arbeiten. Dann kommt immer noch ein Großteil der Software aus den USA. Und was nützt eine souveräne Cloud, wenn man keine Sicherheitsupdates mehr erhält?

Insofern sollte man zuerst immer klären: "Wie unabhängig können wir überhaupt sein?" Und "Wie weit wollen wir unabhängig sein?" Von diesem Punkt aus sollten dann die Planungen starten.
Oder ... Einfach Business-BlaBla machen. Ist weniger anstrengend und weitaus kosteneffizienter.

EDIT: Golem hat just heute einen interessanten Artikel dazu veröffentlich wie man im eigenen Unternehmen vorgehen kann um digital Unabhängiger zu werden: Digitale Souveränität: Argumentationshilfe für resiliente IT-Entscheidungen

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Bye Bye: Flink

Dieser Text handelt vom Lebensmittellieferanten Flink. Nicht über die Software Apache Flink.

"Bye Bye" ist eine lose Serie von Artikeln in der ich darlege wieso ich den erwähnten Anbieter und seine Dienste nicht mehr nutze.

Mein Kundenkonto bei Flink habe ich irgendwann 2022 erstellt, weil ich beim spätabendlichen Einkauf im Sommer spontan eine Idee für ein Gericht bekommen hatte und beschloss, dieses abends noch umzusetzen. Blöderweise hatte ich in meiner Euphorie vergessen, Hähnchenfleisch und Sojasauce zu kaufen. Das fiel mir erst auf, als der Großteil der Zutaten schon im Wok brutzelte und ich mitten im Kochvorgang war. Mein Supermarkt um die Ecke (keine zehn Minuten zu Fuß) hatte bereits geschlossen. Die nahegelegenen Alternativen ebenfalls. Das größere Scheck-In-Center in Karlsruhe hatte zwar noch gut eine Stunde geöffnet, aber dafür wäre ich dann auch mindestens 20 Minuten unterwegs gewesen.

In dieser Situation erinnerte ich mich an Flink.

Ein neuer Kunde ist geboren

Das Onboarding war auch relativ einfach: Im Browser öffnen, Kundenkonto anlegen, PayPal-Konto einbinden – fertig. Der Mindestbestellwert von 15€ war in Ordnung, da ich mit Fleisch und Sojasauce ohnehin schon bei knapp 10€ landete. Also noch einmal Paprika und eine Spezi dazu. Keine 20 Minuten später klingelte es an der Tür – meine bestellte Ware war da.

Genial. Praktisch. Es hat halt Vorteile, in Innenstadtnähe zu wohnen. Ich hatte den Wok einfach nur runtergeregelt und köcheln lassen, sodass nahtlos weitergekocht werden konnte.

Von da an bestellte ich mal mehr, mal weniger regelmäßig bei Flink. Der Service bedient eben wunderbar den Faulheitsfaktor. Und mit den seit Corona immens gestiegenen Preisen bei Lieferdiensten für Pizza & Co. bestellte man dann manchmal stattdessen einfach zwei Tüten Frosta-Fertiggerichte, wenn man abends noch etwas Warmes wollte, aber keine Lust hatte, richtig zu kochen. Noch etwas Kleinkram dazu, um auf die 15€ zu kommen, und gut. Meist war dies günstiger als eine Pizza-Bestellung (und gesünder!).

Zeiten ändern sich

Allerdings merkte ich irgendwann ab Mitte 2023 immer wieder, dass sich etwas veränderte. Bestimmte Artikel waren häufig nicht lieferbar. Andere, günstigere Artikel wurden entfernt und durch teurere Produkte ersetzt. Leider traf dies hierbei auch meist genau meinen Geschmack. Soll heißen: Günstiges Lieblingsprodukt raus, teureres "schmeckt mir nicht" rein.

Kurz: Das Angebot wurde für mich langsam unattraktiver.

Hinzu kamen starke Erhöhungen der Lieferzeit. Abends wartete ich meist 30 bis 55 Minuten. Gut, so lange wartet man auch auf eine Pizzabestellung. Aber Flink wirbt ja mit Schnelligkeit und Komfort, und das erwartet man dann eben auch. Ab und zu brach ich den Bestellvorgang ab und ging stattdessen in den Supermarkt um die Ecke. Das ist günstiger, man hat mehr Auswahl und bewegt sich noch ein wenig.

Ob diese Änderungen damit zusammenhingen, dass der größte Konkurrent Gorillas Ende 2022 in Konkurs ging? Das kann man jedenfalls vermuten. Denn man muss auch berücksichtigen, dass Flink trotz massiver Investitionen seitens Rewe immer noch keinen Gewinn abwirft.

Der Youtube Kanal "Was kostet die Welt?" hat hier ein informatives Video zu erstellt.

Link: https://www.youtube-nocookie.com/embed/yi8aNq8LLAo

Der Nervfaktor

Leider blieb es nicht nur bei der von mir empfundenen Verschlechterung des Angebots. Immer häufiger waren Artikel nicht lieferbar. Manchmal waren sie über Tage hinweg nicht lieferbar. Oder es gab kein Einzelprodukt mehr, sondern nur noch "3 auf einmal mit 8% Rabatt" o. Ä. Das mag schön sein, wenn man auf Vorrat einkaufen will, ist aber eher kontraproduktiv, wenn man wirklich nur eine Packung benötigt.

Flink wurde somit leider immer häufiger zu einem Nervfaktor, und der kurze Spaziergang in den Supermarkt war einfach schneller und unkomplizierter. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass ich nur unter den folgenden Bedingungen bei Flink bestellte:

  • Alle Supermärkte in näherer Umgebung (15 Minuten zu Fuß pro Richtung) sind geschlossen oder haben den Artikel nicht.
  • Flink muss die benötigten Artikel auch liefern können.
    Flink muss sie zeitnah liefern können.
    • Wenn ich um 20:30 Uhr bestelle, den Artikel aber erst um 22 Uhr bekomme, ... Dann koche ich meist auch nicht mehr, sondern habe mir ein Brot gemacht.
  • Ich muss den Mindestbestellwert mit Artikeln erreichen können, die ich auch wirklich brauche bzw. will.
    • Keinen „Extrakrams für 7€”, um auf die 15 € Mindestbestellwert zu kommen.

Und dies traf leider immer seltener zu.

Zuletzt wurden mir mehrere Lieferzeitoptionen angezeigt. Für nur 1€ mehr konnte ich den Artikel in 20–30min erhalten. Also zusätzlich zur Liefergebühr und zum Trinkgeld. Äh... Ok. Da habe ich mich etwas verarscht gefühlt. Ich kann es ja verstehen, bei der Post zahle ich für den Expressversand auch mehr. Aber wenn du eben schon "Flink" heißt, damit wirbst und dann für genau dieses Detail deiner Dienstleistung extra Geld willst? Joar ... Das kannst du schon so machen. Aber es ist dann eben ... suboptimal.

Was letzten Endes der Grund war, dass ich zum ersten Mal über das Löschen meines Kontos nachdachte, war folgende Begebenheit:

Mir wurden plötzlich 25€ statt 15€ Mindestbestellwert angezeigt. Zudem gab es sehr viele 2er- und 3er-Artikelpackungen, dafür aber mit 20–30% Rabatt. Vermutlich ein A/B-Test seitens Flink. Aber wieso sollte ich wesentlich mehr ausgeben? Meine Vorratshaltung mache ich nicht über Flink. Dafür ist Flink zu teuer. Und den Mindestbestellwert von 25€ habe ich nur in maximal 30–40% der Bestellungen erreicht. Ja, es gab auch mal Bestellungen für 50€ oder mehr. Das waren Tage, an denen man partout nicht die Wohnung verlassen wollte (oder konnte ... Hallo Corona! Hallo Magen-Darm-Grippe!). Aber 25€ waren dann eben einfach nicht mehr "mal eben fix nachliefern lassen, was man vergessen hat".

Mir ist bewusst, dass der Mindestbestellwert von Stadt zu Stadt unterschiedlich ist.

Dieser Test (erhöhter Mindestbestellwert plus Großpackungen mit Rabatt) fand nur an einem Tag statt. Am nächsten Tag war wieder alles beim Alten. Nur... Unternehmen führen solche Tests nicht ohne Grund durch. Als Kunde darf man das durchaus als eine Art böses Omen werten. Das heißt natürlich nicht, dass die Änderungen dann genau so umgesetzt werden. Aber sie geben meistens dennoch eine Tendenz vor.

Wenn der Supermarkt zum Pizzalieferdienst wird

Allerdings ist mir noch etwas aufgefallen. Meine Gewohnheiten haben sich verändert. Ich bestellte immer häufiger Dinge, die ich eigentlich nicht brauchte. Süßigkeiten, Eis etc. Dinge, die man sich mal gönnt.

Das ist ja an und für sich in Ordnung. Wenn der Großteil der Flink-Nutzung daraus besteht, wird Flink aber zu einer Art Ersatz für den Pizzalieferdienst, ist im Kopf aber immer noch unter "Supermarkt" abgespeichert.

So gab ich insgesamt wesentlich mehr Geld aus, als wenn ich meinen Wochenbedarf weiterhin selbst regulär eingekauft hätte. Mit anderen Worten: Ich gab hier Geld für Dinge aus, die ich nicht wirklich benötigte und die ich mir auch anderswo günstiger kaufen kann. Einfach nur, weil ich mich an die Bequemlichkeit gewöhnt hatte.

Als ich dies schlussendlich realisierte, gefiel mir das gar nicht. Das war dann der Sargnagel für Flink in meinem Leben.

Wieso Rewe dennoch einen Vorteil von meiner Flink Nutzung hat

Das Ganze hat tatsächlich nur einen Vorteil für Rewe. Über Flink bin ich auf den laktosefreien Naturjoghurt der Rewe-Eigenmarke aufmerksam geworden und kaufe ihn nun regelmäßig dort. Er schmeckt mir einfach wesentlich besser als alle anderen von Alpro & Co. Und wenn man schon dort ist, kann man auch gleich sein Gemüse und andere Dinge mit einkaufen.

Ergo hat Flink aus mir einen regelmäßigeren Rewe-Kunden gemacht. Denn bei Rewe war ich auch so ab und zu. Aber eher selten, da ein Edeka, ein Penny (gut, Penny gehört zur Rewe Group) und ein Lidl bei mir um die Ecke liegen. Insofern ein Gewinn für Rewe. Die aktuellen Probleme von Flink dürften sich dadurch allerdings nicht lösen.

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German justice indirectly points out: Google reviews are useless

The Mastodon account Die Gerichte im echten Norden ("The courts in the real north") operated by the German federal state of Schleswig-Holstein made 3 posts regarding the legal risks of leaving negative restaurant reviews on Google.

The three toots translated via DeepL:

(1/3) 🧵 Short #servicepost thread, because we keep seeing that people don't realise what the consequences can be when writing #GoogleReviews:

⚠️ ONLY make negative claims publicly if you can prove that your claims are true in a court of law. Because the burden of proof for the accuracy is usually on you as the author!

Source: https://social.schleswig-holstein.de/@gerichteSH/114312989700813905

The topic regarding "burden of proof" should be well-known for many internet users. No matter if it's regarding eBay or Amazon reviews or (former) employer reviews on sites like Kununu or Glassdoor. As for the latter two, there is a reason why many people say: "Read between the lines". As the company's own legal, HR and marketing departments are constantly stalking the site and removing anything that isn't a 5-star review or a very positively worded 4-star review.

Also I know some people who only read 1-star to 4-star reviews on Amazon as they proofed to be reliable and well-balanced.

🧵 (2/3) ⚠️ ONLY make negative claims publicly if it is worth around EUR 5,000 to you if the worst comes to the worst! Because that's how much a lost lawsuit over a Google comment can cost you!!!

Source: https://social.schleswig-holstein.de/@gerichteSH/114312993849784862

Again "If it comes to the worst". This means: You wanting to take it to court or having no option to solve it out of court. As usually you should be able to just deleted the comment, contact the lawyer (maybe pay some legal fees) and be done with it.

🧵 (3/3) 😱 5,000 EUR????

Yes, because such comments often jeopardise the existence of the companies concerned. The courts set the amounts in dispute correspondingly high. Often around EUR 10,000. And the legal fees and court costs are then calculated on the basis of the amounts in dispute. These quickly add up to around EUR 5,000.

The editorial team (mp)

Source: https://social.schleswig-holstein.de/@gerichteSH/114312997451999281

Such comments jeopardise the existence of companies? Wow. Yeah, I heard bad service, low quality food for a comparatively high price, vermin & pests in the kitchen & storage rooms jeopardise the existence too. And many comments should refer to these topics.

*sigh*

The bigger problem: Honest, non-five-star reviews are removed en masse

Unsurprisingly, many companies contest, report or challenge any review that is not five stars on their profile. This is because public review scores on platforms such as Amazon or Google are a key factor for the vast majority of internet users. In fact, there are even law firms that specialise in this area.

This leads to the problem that reviews are becoming increasingly worthless. Ultimately, this renders the entire rating system obsolete. However, most internet users are unaware of these issues. They don't realise that there is an entire industry dedicated to manipulating every aspect of the 'review economy'.

Bad reviews? Report them as false claims. Most reviewers won't take it to court and won't care. In 99.9% of cases, they wouldn't be able to prove it in court anyway.

Reviewer resists? Take a lawyer.

Got too few reviews? Not enough 5-star reviews? Buy them in bulk. Done.

ARD Marktcheck, a German public television format, even recently made a video about this:

What now?

People in the video came to different solutions. One posted his review on his blog where "ARD Markt" found it and now he is prominently featured in this TV piece.

Another woman recommend that it should be made public, by Google, how many reviews have been deleted for that company. Something I strongly second!

And me? I think that making official reports on food inspections public could counteract this problem in the restaurant industry, as they verify legal obligations and requirements and are therefore far more relevant. Yes, this still doesn't solve the problem of these inspections happening too infrequently, but it's an improvement on the current situation.

The current situation only benefits those who provide poor service

This just goes to show how bad the situation is in the restaurant, hotel and catering industry. Some cities make their mandatory restaurant inspection reports public, while others don't. This is due to problematic laws which could make the city liable for any potential damages caused. The DEHOGA (Deutscher Hotel- und Gaststättenverband, in english: German Hotel and Restaurant Association), has even publicly attacked the non-profit platform "Topf Secret" from FoodWatch & FragDenStaat.

Topf Secret enables citizens to utilise the German Verbraucherinformationsgesetz (VIG) – the consumer information law – to request reports on health and food safety checks. The results are then published on the platform, making them publicly available to all. The name is a German pun: "Topf" means pot or kettle, and "Topf secret" refers to the phrase "top secret" and the fact that the reports are not actually publicly available.

DEHOGA states that the law sets out which reports must be made public and which must not be. For example, violations must at least result in a minimum fine of €350, and reports must be deleted after six months. Likewise, reports due to construction or documentation deficits are not to be published either.

I understand their point. It's the same in every specialised field. How can information collected and edited by professionals be understood by non-experts? Are problems exaggerated? Are findings that are not at all problematic in terms of food safety presented as such? These are valid concerns, in my opinion.

Companies also need to be protected against abusive reviews. Review platform operators such as Google and Amazon must also fulfil their legal obligations. I'm not arguing against that.

However, there is one major issue that nobody has addressed so far.

I can understand, and would expect, that the DEHOGA protects all its members and lobbies for favourable legislation. On the other hand, there is also a valid concern from citizens about food safety and hygiene in restaurants. In all the TV documentations I have seen about food safety controllers doing their job, I have always heard them say: "I don't eat in restaurants any more. I've seen too much." There are problems.

We are now left with a situation where customers want to be informed, but the respective industry association doesn't want this information to be published. They cite problems with some laws and general problems when information requiring a certain amount of expertise to understand is published.

Hmm...

Hmmmmm...

Let's think about that for a minute.

Who got that expertise? The DEHOGA.

Who could run such a platform for all their members? The DEHOGA.

Who could ensure laws are followed precisely? The DEHOGA.

Who says it's there to ensure a high standard in gastronomy? The DEHOGA.

Who acts in the interests of all their members? The DEHOGA.

Doesn't publicly outing the bad ones automatically reward the good ones? Those who do a good job, that is. Yes, it does.

Why doesn't DEHOGA run this platform? That's a very good question. In fact, they could even cooperate with FoodWatch and FragDenStaat. Thus eliminating any doubts that a form of greenwashing is being practised here.

The current system only really serves the bad ones. Those with subpar service, prices, food quality, or even severe hygiene or safety issues.

But let's face the truth: the DEHOGA is an industry association. Its purpose is to maximise its members' revenue by lobbying for favourable legislation, and so on. It's not there to ensure customers get good service. I wonder if "good service" and "maximising revenue" are connected in any way. Hmm... But I forgot that, for most people, capitalism just means "getting rich quickly with as little work as possible".

And now restaurant owners are wondering why I visit them so rarely.

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Friedrich Merz ist ein rückständiger Clown

Friedrich Merz wettert also gegen die Work-Life-Balance?

In seiner Rede im Bundestag sagte er:

Mit Vier-Tage-Woche und Work-Life-Balance werden wir den Wohlstand dieses Landes nicht erhalten können.

Wow. Wie Rückständig ein Mann ein doch denken kann. Was für ein Clown.

Er musste vermutlich noch nie jahrelange, unbezahlte Carearbeit (Haushalt, Kinder, Angehörige) leisten, oder?
Litt nie unter AD(H)S, Autismus, CFS/ME, COPD, Depressionen, Burnout, Multiple Sclerosis oder anderen Erkrankungen, oder?
Hat nie einfach mal so, weil die Gesellschaft ist, wie sie ist, ständig immer nur Druck bekommen, und "Mist fressen müssen" um irgendwie die Miete zahlen zu können?

Kapiert dieser Mensch eigentlich wovon er da redet?
Wie verdammt privilegiert dieser alte, weiße Mann sein Leben lang gewesen sein muss, damit er überhaupt auf die Idee kommen kann so etwas öffentlich im Bundestag(!!) zu sagen?

Wie entkoppelt von der Realität kann man sein?
Friedrich Merz: Ja.

👿

Quelle u.a.: https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/bundeskanzler-lehnt-vier-tage-woche-ab-work-life-balance-ist-langst-ein-standortfaktor-13691380.html

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