Feuerfest

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Bye Bye: Flink

Dieser Text handelt vom Lebensmittellieferanten Flink. Nicht über die Software Apache Flink.

"Bye Bye" ist eine lose Serie von Artikeln in der ich darlege wieso ich den erwähnten Anbieter und seine Dienste nicht mehr nutze.

Mein Kundenkonto bei Flink habe ich irgendwann 2022 erstellt, weil ich beim spätabendlichen Einkauf im Sommer spontan eine Idee für ein Gericht bekommen hatte und beschloss, dieses abends noch umzusetzen. Blöderweise hatte ich in meiner Euphorie vergessen, Hähnchenfleisch und Sojasauce zu kaufen. Das fiel mir erst auf, als der Großteil der Zutaten schon im Wok brutzelte und ich mitten im Kochvorgang war. Mein Supermarkt um die Ecke (keine zehn Minuten zu Fuß) hatte bereits geschlossen. Die nahegelegenen Alternativen ebenfalls. Das größere Scheck-In-Center in Karlsruhe hatte zwar noch gut eine Stunde geöffnet, aber dafür wäre ich dann auch mindestens 20 Minuten unterwegs gewesen.

In dieser Situation erinnerte ich mich an Flink.

Ein neuer Kunde ist geboren

Das Onboarding war auch relativ einfach: Im Browser öffnen, Kundenkonto anlegen, PayPal-Konto einbinden – fertig. Fertig. Der Mindestbestellwert von 15€ war in Ordnung, da ich mit Fleisch und Sojasauce ohnehin schon bei knapp 10€ landete. Also noch einmal Paprika und eine Spezi dazu. Keine 20 Minuten später klingelte es an der Tür – meine bestellte Ware war da.

Genial. Praktisch. Es hat halt Vorteile, in Innenstadtnähe zu wohnen. Ich hatte den Wok einfach nur runtergeregelt und köcheln lassen, sodass nahtlos weitergekocht werden konnte.

Von da an bestellte ich mal mehr, mal weniger regelmäßig bei Flink. Der Service bedient eben wunderbar den Faulheitsfaktor. Und mit den seit Corona immens gestiegenen Preisen bei Lieferdiensten für Pizza & Co. bestellte man dann manchmal stattdessen einfach zwei Tüten Frosta-Fertiggerichte, wenn man abends noch etwas Warmes wollte, aber keine Lust hatte, richtig zu kochen. Noch etwas Kleinkram dazu, um auf die 15€ zu kommen, und gut. Meist war dies günstiger als eine Pizza-Bestellung (und gesünder!).

Zeiten ändern sich

Allerdings merkte ich irgendwann ab Mitte 2023 immer wieder, dass sich etwas veränderte. Bestimmte Artikel waren häufig nicht lieferbar. Andere, günstigere Artikel wurden entfernt und durch teurere Produkte ersetzt. Leider traf dies hierbei auch meist genau meinen Geschmack. Soll heißen: Günstiges Lieblingsprodukt raus, teureres "schmeckt mir nicht" rein.

Kurz: Das Angebot wurde für mich langsam unattraktiver.

Hinzu kamen starke Erhöhungen der Lieferzeit. Abends wartete ich meist 30 bis 55 Minuten. Gut, so lange wartet man auch auf eine Pizzabestellung. Aber Flink wirbt ja mit Schnelligkeit und Komfort, und das erwartet man dann eben auch. Ab und zu brach ich den Bestellvorgang ab und ging stattdessen in den Supermarkt um die Ecke. Das ist günstiger, man hat mehr Auswahl und bewegt sich noch ein wenig.

Ob diese Änderungen damit zusammenhingen, dass der größte Konkurrent Gorillas Ende 2022 in Konkurs ging? Das kann man jedenfalls vermuten. Denn man muss auch berücksichtigen, dass Flink trotz massiver Investitionen seitens Rewe immer noch keinen Gewinn abwirft.

Der Youtube Kanal "Was kostet die Welt?" hat hier ein informatives Video zu erstellt.

Link: https://www.youtube-nocookie.com/embed/yi8aNq8LLAo

Der Nervfaktor

Leider blieb es nicht nur bei der von mir empfundenen Verschlechterung des Angebots. Immer häufiger waren Artikel nicht lieferbar. Manchmal waren sie über Tage hinweg nicht lieferbar. Oder es gab kein Einzelprodukt mehr, sondern nur noch "3 auf einmal mit 8% Rabatt" o. Ä. Das mag schön sein, wenn man auf Vorrat einkaufen will, ist aber eher kontraproduktiv, wenn man wirklich nur eine Packung benötigt.

Flink wurde somit leider immer häufiger zu einem Nervfaktor, und der kurze Spaziergang in den Supermarkt war einfach schneller und unkomplizierter. Nach einiger Zeit fiel mir auf, dass ich nur unter den folgenden Bedingungen bei Flink bestellte:

  • Alle Supermärkte in näherer Umgebung (15 Minuten zu Fuß pro Richtung) sind geschlossen oder haben den Artikel nicht.
  • Flink muss die benötigten Artikel auch liefern können.
    Flink muss sie zeitnah liefern können.
    • Wenn ich um 20:30 Uhr bestelle, den Artikel aber erst um 22 Uhr bekomme, ... Dann koche ich meist auch nicht mehr, sondern habe mir ein Brot gemacht.
  • Ich muss den Mindestbestellwert mit Artikeln erreichen können, die ich auch wirklich brauche bzw. will.
    • Keinen „Extrakrams für 7€”, um auf die 15 € Mindestbestellwert zu kommen.

Und dies traf leider immer seltener zu.

Zuletzt wurden mir mehrere Lieferzeitoptionen angezeigt. Für nur 1€ mehr konnte ich den Artikel in 20–30min erhalten. Also zusätzlich zur Liefergebühr und zum Trinkgeld. Äh... Ok. Da habe ich mich etwas verarscht gefühlt. Ich kann es ja verstehen, bei der Post zahle ich für den Expressversand auch mehr. Aber wenn du eben schon "Flink" heißt, damit wirbst und dann für genau dieses Detail deiner Dienstleistung extra Geld willst? Joar ... Das kannst du schon so machen. Aber es ist dann eben ... suboptimal.

Was letzten Endes der Grund war, dass ich zum ersten Mal über das Löschen meines Kontos nachdachte, war folgende Begebenheit:

Mir wurden plötzlich 25€ statt 15€ Mindestbestellwert angezeigt. Zudem gab es sehr viele 2er- und 3er-Artikelpackungen, dafür aber mit 20–30% Rabatt. Vermutlich ein A/B-Test seitens Flink. Aber wieso sollte ich wesentlich mehr ausgeben? Meine Vorratshaltung mache ich nicht über Flink. Dafür ist Flink zu teuer. Und den Mindestbestellwert von 25€ habe ich nur in maximal 30–40% der Bestellungen erreicht. Ja, es gab auch mal Bestellungen für 50€ oder mehr. Das waren Tage, an denen man partout nicht die Wohnung verlassen wollte (oder konnte ... Hallo Corona! Hallo Magen-Darm-Grippe!). Aber 25€ waren dann eben einfach nicht mehr "mal eben fix nachliefern lassen, was man vergessen hat".

Mir ist bewusst, dass der Mindestbestellwert von Stadt zu Stadt unterschiedlich ist.

Dieser Test (erhöhter Mindestbestellwert plus Großpackungen mit Rabatt) fand nur an einem Tag statt. Am nächsten Tag war wieder alles beim Alten. Nur... Unternehmen führen solche Tests nicht ohne Grund durch. Als Kunde darf man das durchaus als eine Art böses Omen werten. Das heißt natürlich nicht, dass die Änderungen dann genau so umgesetzt werden. Aber sie geben meistens dennoch eine Tendenz vor.

Wenn der Supermarkt zum Pizzalieferdienst wird

Allerdings ist mir noch etwas aufgefallen. Meine Gewohnheiten haben sich verändert. Ich bestellte immer häufiger Dinge, die ich eigentlich nicht brauchte. Süßigkeiten, Eis etc. Dinge, die man sich mal gönnt.

Das ist ja an und für sich in Ordnung. Wenn der Großteil der Flink-Nutzung daraus besteht, wird Flink aber zu einer Art Ersatz für den Pizzalieferdienst, ist im Kopf aber immer noch unter "Supermarkt" abgespeichert.

So gab ich insgesamt wesentlich mehr Geld aus, als wenn ich meinen Wochenbedarf weiterhin selbst regulär eingekauft hätte. Mit anderen Worten: Ich gab hier Geld für Dinge aus, die ich nicht wirklich benötigte und die ich mir auch anderswo günstiger kaufen kann. Einfach nur, weil ich mich an die Bequemlichkeit gewöhnt hatte.

Als ich dies schlussendlich realisierte, gefiel mir das gar nicht. Das war dann der Sargnagel für Flink in meinem Leben.

Wieso Rewe dennoch einen Vorteil von meiner Flink Nutzung hat

Das Ganze hat tatsächlich nur einen Vorteil für Rewe. Über Flink bin ich auf den laktosefreien Naturjoghurt der Rewe-Eigenmarke aufmerksam geworden und kaufe ihn nun regelmäßig dort. Er schmeckt mir einfach wesentlich besser als alle anderen von Alpro & Co. Und wenn man schon dort ist, kann man auch gleich sein Gemüse und andere Dinge mit einkaufen.

Ergo hat Flink aus mir einen regelmäßigen Rewe-Kunden gemacht. Denn bei Rewe war ich auch so ab und zu. Aber eher selten, da ein Edeka, ein Penny (gut, Penny gehört zur Rewe Group) und ein Lidl bei mir um die Ecke liegen. Insofern ein Gewinn für Rewe. Die aktuellen Probleme von Flink dürften sich dadurch allerdings nicht lösen.

Tags: Bye Bye, Texts, Thoughts